Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt. Wer morgen Karriere machen will, sollte bereits heute möglichst unterschiedliche Erfahrungen sammeln. Denn in Zukunft entscheidet die Anpassungsfähigkeit über den beruflichen Erfolg.
Autorin: Karin Mateu
Die Digitalisierung wird gerne als Jobkiller dargestellt. Tatsächlich sind in der Schweiz über eine Million Arbeitsplätze bedroht, wenn die Digitalisierung zu einer rigorosen Automatisierung führt: Arbeitskräfte würden eingespart und Maschinen übernähmen ihre Aufgaben.
Wünschbar ist jedoch, dass sich die Digitalisierung in eine andere Richtung entwickelt. Sie hat nämlich das Potenzial, für bestehende Aufgaben einen Mehrwert zu schaffen. Dabei spricht man von Augmentation oder computergestützter Verbesserung. Einerseits können digitale Tools Arbeitnehmern repetitive und beschwerliche Arbeiten abnehmen. Andererseits können sie helfen, das menschliche Potenzial besser auszuschöpfen.
So ist es beispielsweise in der Pflege denkbar, dass Roboter körperlich anstrengende Arbeiten übernehmen und mehr Raum für den Dialog zwischen Personal und Patienten schaffen. Die Technologie würde Menschen somit nicht vom Arbeitsmarkt verdrängen, sondern bestehende Jobs zum Positiven verändern.
Flexibilität und Offenheit sind gefragt
Egal, welches Szenario eintritt – die Herausforderungen sind gross für die Generation der Millennials, die derzeit auf den Arbeitsmarkt drängt. Fest steht: Die Digitalisierung verlangt von ihnen Flexibilität und Offenheit. Die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen, wird wichtiger. Denn wer wandelbar ist, findet sich besser zurecht in einem Arbeitsumfeld, das sich stetig verändert.
Während die berufliche Biografie früher geradlinig auf einen Berufswunsch hinsteuerte und der Lernprozess mit Abschluss der Ausbildung endete, lautet das Motto heute «lebenslanges Lernen» – durch kontinuierliche Weiterbildung, vor allem aber auch durch «learning on the job»: Arbeitnehmer sollten nach dem Eintritt ins Berufsleben unterschiedlichste Jobs und Branchen ausprobieren und sich durch häufige Stellenwechsel möglichst vielseitige Skills aneignen. Nur so bleiben sie flexibel genug, um sich dem Strukturwandel anzupassen. Dies bedingt allerdings auch, dass Unternehmen ihre Filter bei der Rekrutierung überdenken und auch Bewerbern mit wenig Berufs- oder Branchenerfahrung eine Chance geben.
Fachfremde Skills werden wichtiger
Unternehmen werden sich künftig ohnehin vermehrt für Quereinsteiger öffnen müssen. Denn durch die Digitalisierung verändern sich auch die Anforderungsprofile. Weil in Zukunft ein Grossteil der Arbeitsaufgaben automatisiert sein wird, gewinnen Fähigkeiten an Gewicht, die Maschinen nicht übernehmen können. Dazu gehören Empathie, Kreativität, vernetztes Denken und die Fähigkeit, zu inspirieren. Darüber hinaus wird insbesondere für Führungskräfte Business-fremdes Wissen wichtiger. Kenntnisse in Philosophie, Geschichte und Psychologie können helfen, um in den immer komplexeren Zusammenhängen die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Ein vermeintlicher Umweg in der Ausbildung kann sich bei der Stellensuche auszahlen: Wer über den Tellerrand des eigenen Fachbereichs hinausschaut, hat die Chance, eine der neuen Stellen zu ergattern, die in wachsenden Sektoren entstehen. Beispielsweise dürfte in den nächsten Jahren das Zusammenwachsen der Pharma- und der IT-Branche dafür sorgen, dass immer mehr Technologie-Cracks im Bereich Life Science arbeiten.
Somit entscheiden in Zukunft Agilität und Anpassungsfähigkeit über den Erfolg auf dem Arbeitsmarkt. Arbeitnehmer müssen bereit sein, das Metier zu wechseln und sich einem neuen Umfeld anzupassen – wie ein Chamäleon.