Mehrwertsteuerrisiken werden oft stiefmütterlich abgeklärt und nur unzulänglich gemanagt. Dies liegt mitunter in der Fehleinschätzung begründet, die Mehrwertsteuer stelle lediglich einen steuerneutralen Durchlaufposten dar. Kann dies für mehrwertsteuerlich registrierte Unternehmen, die ausschliesslich im steuerbaren Bereich tätig sind, bis zu einem gewissen Grad richtig sein, ist dieser Ansatz für nicht mehrwertsteuerlich registrierte Privatpersonen, Stiftungen und Holdinggesellschaften[1] schlicht und ergreifend falsch.
Privatpersonen mit Wohnsitz in der Schweiz können verpflichtet sein, Mehrwertsteuer an die Eidgenössische Steuerverwaltung abzuführen, obwohl sie nicht in das Register der Mehrwertsteuerpflichtigen eingetragen sind. Dies gilt, wenn bestimmte Leistungen von Anbietern mit Sitz im Ausland eingekauft werden, die selbst keine schweizerische Mehrwertsteuernummer haben. In diesem Fall hat die Privatperson in der Schweiz die sogenannte Bezugsteuer auf den eingekauften Leistungen abzuführen. Als Leistungen, welche die Bezugsteuerpflicht von Privatpersonen begründen können, seien hier lediglich beispielhaft genannt:
- Beratungsleistungen aller Art (von Steuerberatern, Vermögensverwaltern, Treuhändern, etc.),
- Übersetzungsleistungen,
- Leistungen im Bereich der Datenverarbeitung,
- Gärtner-, Maler- und Reinigungsarbeiten,
- Werbe-, Managementleistungen und Erwerb von IP (Stiftungen, Holdinggesellschaften).
Kauft eine Privatperson in einem Kalenderjahr derartige Leistungen von mehr als CHF 10,000 aus dem Ausland ein, hat sie die geschuldete Bezugsteuer formlos innert 60 Tagen nach Ende des Kalenderjahres der Eidgenössischen Steuerverwaltung zu melden und zu zahlen.
Offenbar nimmt die Eidgenössische Steuerverwaltung in der jüngsten Vergangenheit verstärkt die Mehrwertsteuerposition von pauschalbesteuerten Privatpersonen und Executives ins Visier. Vor diesem Hintergrund empfehlen wir (nicht nur) diesem Personenkreis, die persönliche Bezugsteuerpflicht zu prüfen und Versäumnisse der Steuerverwaltung proaktiv offenzulegen. Letzteres, um die Festsetzung von Bussen zu vermeiden.
Prüfschema für die Abklärung Ihrer persönlichen Bezugsteuerpflicht
Selbstverständlich unterstützen wir Sie gern bei der Abklärung Ihrer Bezugsteuerpflicht und der Offenlegung allfälliger Versäumnisse.
[1] Zur besseren Lesbarkeit wird im Folgenden stellvertretend auf Privatpersonen Bezug genommen, die Ausführungen gelten aber für nicht mehrwertsteuerlich registrierte Stiftungen und Holdinggesellschaften gleichermassen.
English version
Value added tax liability for private individuals
VAT risks are often neglected and inadequately managed. This is especially due to the misconception that VAT is merely a tax-neutral transitory item. While this may be correct to a certain extent for VAT registered taxpayers who exclusively operate in the taxable sphere, this approach is simply wrong for private individuals, foundations and holding[1] companies who are not VAT registered.
Private individuals domiciled in Switzerland may be obliged to pay VAT to the Swiss Federal Tax Administration even though they are not entered in the register of VAT payers. This applies if certain services are purchased from suppliers based abroad who do not themselves have a Swiss VAT number. In this case, the private individual in Switzerland must pay the acquisition tax on the purchased services (reverse charge). The following are examples of services which may give rise to the liability of private individuals to pay VAT:
- consultancy services of all kinds (from tax advisors, asset managers, trustees, etc.),
- translation services,
- data processing services,
- gardening, painting and cleaning services,
- marketing, management services and the acquisition of IP (foundations and holding companies).
If private individuals within a calendar year acquire such reverse chargeable services of more than CHF 10,000 from abroad, they must notify the Federal Tax Administration of the reverse charge tax due within 60 days of the end of the calendar year and pay it.
Apparently, the Federal Tax Administration has recently been increasingly challenging the VAT position of lump-sum taxpayers and executives. In the light of this, we recommend (not only) these persons double checking their personal VAT liability and proactively disclose any omissions to the Federal Tax Administration. The latter in order to avoid that fines are imposed.
Checking scheme for the clarification of your personal VAT liability
We would certainly be happy to support you in clarifying your VAT liability and disclosing any potential under declaration.
[1] For better readability, in the following reference is made to private individuals, but the principles equally apply to foundations and holding companies that are not registered for VAT purposes.